PROLOG

Langsam bahne ich mir den Weg durch die tobende Menge. Noch nie war in meiner Stammkneipe so ein Tumult. Gab es mal wieder was umsonst? Mit einem knappen Nicken begrüße ich den Barkeeper, der mich häufiger zu Gesicht bekommt als meine eigene Mutter. Keine zehn Sekunden später hatte er mir den üblichen Jägermeister vor die Nase gestellt. Gierig schütte ich das bräunliche Gesöff meine Kehle runter. Nach weiteren drei Gläsern drehe ich mich um und lasse meinen Blick durch den abgedunkelten Raum schweifen. Unter der Decke hängen dicke, graue Nebelschwaden, die von den Rauchern, die wie immer in der gleichen Ecke sitzen und Bier saufen, ausgehen. 
In der Mitte des Raumes spielen ein paar Mädchen Pool am verschlissenen Pooltisch. Entzückt stelle ich fest, dass mir eine provokant ihren Arsch entgegen streckt. Durch ihren viel zu kurzen Rock schimmert ihr roter Spitzenstring. Mit einem lüsternen Grinsen schlängle ich mich durch die tanzenden Menschen auf sie zu. 
„Hey, darf ich dir einen Drink ausgeben?“, frage ich sie mit rauer Stimme.
Sie wirbelt herum und schaut mich entgeistert an. Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig… Die Stille macht mich langsam nervös. Krampfhaft wühle ich in meinem Gehirn nach Erinnerungen. Enttäuscht guckt sie mich durch ihre stark geschminkten Augen an.
„Warte, warte...  Sekunde! Irgendwas mit K, hab ich Recht? … Ka.. Kathrin.. Hm, ne. Katja? .. Klara?!“
„Katharina, ja genau“, unterbrach sie jäh mein wildes Stottern.
„Ja, ich erinnere mich… Wir waren doch.. eh.. essen, oder?“, frage ich ins Blaue hinein und hoffe auf einen gütigen Gott.
„Nein. Im Kino. Du wolltest mich anrufen!“ erinnert sie mich.
„Em.. ja. Da kam was dazwischen. Meine Mutter, Krankenhaus, Hodenkrebs und so..“ nuschle ich in meinen nicht vorhandenen Bart. 
Zum Glück bemerkt sie nicht, dass Frauen keine Hoden haben, denn sie lächelt mich mitfühlend an.
„Entschuldigst du mich kurz ?!“ frage ich und verschwinde in Richtig Herrentoilette.
Auf einmal bleibe ich wie erstarrt stehen.
Das kann doch nicht sein.

Sie ?